Kirgisistan

Teils wie die Schweiz - nur ein bisschen Grösser

27.06.19

Nun denn, auf nach Kirgistan. Die Fahrt zur Grenze verläuft ohne nennenswerte Zwischenfälle. Dort angekommen geht es sehr entspannt zu da wir über eine kleine Grenze gehen und schon recht früh dran sind. Das übliche Theater beginnt, ist allerdings in 20 min erledigt. Weil wir noch viel Zeit haben entschliessen wir uns von der Hauptstrasse weg zu fahren und über eine kleinere Richtung Bishkek zu rollen.

Die Hälfte an Kilometer jedoch zeigt das Navi 2.30 Stunden länger an. Na mal schauen was da kommt. Nach einer halben Stunde wissen wir auch warum. Die Strasse gleicht einer Zufahrt zu einer Kiesgrube und der Verkehr ist Supergalaktisch. Die Fahrtrichtung ist nur eine vage Vorgabe den es kommen links und rechts Autos entgegen. Uha wenn das so weiter geht hoffe ich das wir in einem Stück in Bishkek ankommen. Nach einigen nervenaufreibenden Ausweichmanövern und durchgeschwitzten Klamotten habe wir es geschafft.

Ankunft am Club Strelets Hotel am frühen Nachmittag, die Belohnen sehne wir schon beim einfahren. Es hat einen Pool und die nächste Überraschung ist, das die Rezeptionistin recht gut Englisch spricht. Sie will nicht mal einen Pass sehen und zeigt uns ein Zimmer das seines Gleichen sucht. Für 25 € die Nacht mit Frühstück für beide, mega bequemen Betten und ein piekfeines Bad, ist klar, hier werden wir erstmal Urlaub vom Reisen machen, denn die nun schon 7000 Km hängen ganz schön in den Knochen.





28.06.19

Für heute kann ich nur dass Schreiben:

Aufstehe um 10 Uhr, Frühstück, Sprung in den Pool, dann ein kühles Bier und nix machen, ausser das ganze ab „Sprung in den Pool“ wiederholen und zwar den ganzen lieben langen Tag…….


29.06.19

Frühstückszeremonie und dann die Stadt erkunden. Bishkek ist eine schöne Stadt auf 1600 MüM mit Blick auf die Berge. Wir laufen zum Osch Bazar und verbringe den ganzen Vormittag dort. Nach dem Mittagessen wollen wir nicht zurücklaufen und winken uns ein Taxi heran. Da wir wissen was es kosten darf, dank Aidai, unserer Herberge Dame, verhandeln wir und fahren los.

Nach 10 Minuten merke ich das der Taxifahrer in die falsche Richtung fährt und versuche ihm zu erklären wo es hingeht. Da ich ihm die Visitenkarte des Hotels mit Adresse gegeben habe, bin ich davon ausgegangen das er weiss wo das ist. Fehlanzeige. Stop, bitte umdrehen.

Dann wird es lustig, denn er kommt ins Schwitzen und weiss nicht wo hin, und den Preis haben wir ja schon abgemacht. Somit navigiere ich ihn den Weg zurück den wir gelaufen sind und er findet es lustig weil ich viellicht wie „ein Führer klinge - RRRRRECHTS, LINKS, GERRRADE AUS“

Nach 10 Minuten sind wir da, alles gut, er bekommt noch ein Trinkgeld oben drauf, weil für eine halbe Stunde Taxifahren und das für 2 € und einer ungewollten Stadtführung ist es ein tolles Erlebnis was die 20 Cent Trinkgeld locker wehrt sind.

Zurück zuhause, zurück im Glück, na ratet mal was ich mache….richtisch….ab in den Pool und…….genau…. ein kühles Bierchen…….so lassen wir den Abend ausklingen, na nicht ganz, ich lasse den Abend so ausklingen, denn Felix hat sich bei 40 Grad eine kleine Erkältung eingefangen die ich versuche mit Schüssler Salz und Echinacea in den Griff zu bekommen. Na dann schau mer mal, dann seh mer scho.

Danke an Simona für die tolle Reiseapotheke ! ! !


30.06.19

Der Tag begint eigentlich in Nacht, weil ich die ganze Nacht nicht schlafen kann. Vor nicht all zu langer Zeit hatte Felix den flotten Otto und nun bin ich an der Reihe. Misst, die ganze Nacht quälen mich Magenkrämpfe und ich muss ständig aufs Klo. Das war höchstwahrscheinlich das Essen beim Bazar das ich eigentlich gar nicht wollte, aber Felix hat ein Essen und zwei Tee bestellt und die gute Frau hat das wohl falsch verstanden und beides doppelt gebracht. Ich habe das Essen aus Höflichkeit runtergewürgt und nun habe ich den Salat.

Na dann bleibt wohl nix anderes übrig als Kohletabletten reinstopfen und Diät halten. Den ganzen Tag esse ich 3 Bananen und weiterhin die wunderbaren schwarzen Tabletten. Ich stelle einen Rekord im „aufs Klo gehen auf“, eigentlich sitze ich mehr auf der Schüssel als irgendwo anders.

Na klasse, Felix läuft langärmelig mit Mütze rum und ich lese fast ein ganzes Buch auf der Toilette. Somit hängen wir noch einen Tag im Luxus Domizil dran.

Wenn man allerdings zu lange an einem Ort bleibt wird man Reisefaul und somit beschließen wir am nächsten Tag, mit oder ohne Erkältung und Scheisserei auf zu brechen.

Zu unserer Überraschung kommt Micha, den ich aus Arosa aus der Skischule kenne, noch auf einen Besuch vorbei. Micha ist Kirgise und war letzten Winter in der Schweiz für eine Fortbildung, denn er ist Bergführern in Kirgisistan und möchte sein Könne als Skilehrer vertiefen. Er besuchte Arosa, Bivio, St. Moritz und Brambrüsch.

Wir plaudern den ganzen Nachmittag und essen gemeinsam zu Abend, na ja Felix und er essen, ich sitze nur dabei und pflege mein Leiden.

Simona hat mir noch von einem Kinderheim den Kontakt geschickt das von Hans-Peter Pleisch aus Davos unterstützt und gefördert wird und somit beschliessen wir dort einen Abstecher zu machen.

Gesagt getan, noch leicht angeschlagen gehen wir nach dem wir uns von Micha verabschiedet habe in die Koje und die zweite Nacht kann ich dank den Kohletabletten wieder besser Schlafen und muss nicht ständig aufs Stille Örtchen.

01.07.19

Als ich erwache gehts mir besser doch irgendwie ist die Motivation zum Aufbrechen noch nicht so ganz da, tja zu lange gechilled. Hilft nix wir müssen los, somit beginnt die morgendliche Zeremonie von neuem. Sachen packen, Frühstück, verabschieden und in die Töffklamotten….uff es ist bereits schon wieder so heiss, also schnell los um Fahrtwind zu bekommen und raus aus der Stadt.

Nach gut einer Stunde sind wir in Orlovka und machen uns auf die Suche nach dem Kinderheim. Wir haben von Lena die in Bishkek wohnt und die rechten Hand von Hans Peter ist, einen Strassenname bekommen doch unsere Navi hat anscheinend andere Pläne. So landen wir vor einer Einrichtung die irgendetwas mit einem Projekt zu tun hat, zumindest meine ich das entziffern zu können. Na da geh ich doch mal fragen und siehe da, die wissen wo es ist. Wir eiern noch ein wenig unbeholfen der Beschreibung folgend durch die staubigen Strassen und finden es dann doch recht gut.

Wir werden von Kindern in verschiedenen Altersklassen begrüsst als wir einrollen und ich bin begeistert wie höflich alle sind, denn sie kommen ohne Scheu zu uns, reichen die Hand und sagen ihren Namen. Als sie merken das wir kein Russisch und auch kein Kirgisisch sprechen backen einige ein paar Brocken englisch aus und habe sichtlich grosse Freude über unseren Besuch.

Nach einer weile kommt eine junge Dame zu uns und begrüsst uns in perfektem Englisch. Das Mädel heisst Aisuluu, bedeutet der „Der schöne Mond“ und erklärt das Gulnara Apa (Mama Gulnara) überraschend nach Bishkek musste und uns leider nicht willkommen heissen kann, sie aber dafür uns zur Seite steht. Toll wir sind voll auf begeistert.

Wir bekommen ein luxuriöses Zimmer und zwar jeder eins und dürfen uns dort häuslich einrichten. Ich fühle mich etwas beschämt, denn mir hätte es auch nichts ausgemacht mein Zelt auf zu schlagen aber so sind sie halt, gastfreundlich aus ganzem Herzen. Gleich danach gibt es eine ausführliche Tour durch das ganze Grundstück und wir sind überrascht wie fleissig und organisiert sie sind.

In allen 4 Gebäuden sind bereits neue Fenster und eine neue Heizung installiert. Es wird geweisselt, Böden lackiert, die Wege und das Drumherum gefegt, Brot in der eigenen Bäckerei gebacken, gekocht, mit den kleinen Kindern gespielt und jeder hat so seine Aufgaben.

Sie haben Schulzimmer mit Computern, die im Moment nicht besetzt sind weil sie auch hier natürlich Sommerferien haben.

Einen Pool, Volleyball Feld, ein riesigen Spielplatz mit Kletterstangen und allerlei Sachen zum Spielen gehören genauso dazu wie die Kuh die immer wieder mal zwischen dem ganzen Geschehen rum stolpert.

Eine wahre Freude dem ganzen Treiben zu zusehen und immer wieder werde wir aufgefordert mit zu machen, ist ja klar das man uns das nicht zwei Mal sagen muss, wir sind dabei.

Dann gibts erstmal Mittagessen und alle treffen sich im Esssaal, von Gross bis klein sitzen zusammen und geniessen das feine Essen. Zu unserem Übel bekommen wir ganz stolz die schon lange gefürchtete Stutenmich vorgesetzt.

Was ich dazu sagen kann ist, das alle die uns davon berichteten, masslos untertrieben haben. Nach dem ersten Schluck verstehe ich die Welt nicht mehr, hätte ich in den Spiegel sehen können, bin ich mir sicher, daß ich innert einer Minute meine Gesichtsfarbe 10 mal gewechselt habe. Felix macht ein Gesicht als würde er gleich zu wiehern anfangen und und stellt zittern das Glas ab und sagt ganz leise mit würgendem Ton: „Ich kann das nicht trinken.“

Bis jetzt dachte ich dass man getrost alles probieren muss und kann. Irrtum, wer sich seinen Appetit mal so richtig versauen lassen will sollte unbedingt vor dem Essen ein Glas von diesem Getränk zu sich nehmen. Stirb langsam, Teil 5 aber ohne Bruce Willis.

Nach dem Essen ist die Temperatur draussen bereits auf 40 Grad gestiegen und es ist Siesta angesagt. Kommt uns auch recht und wir legen uns auch ein Stündchen aufs Ohr.

Als wir aufstehen ist Aisuluu schon wieder für uns da und auf unsere Bitte hin, ob wir nicht irgend etwas helfen könne, spannt sie uns gleich ein und wir dürfen den Boden im 4ten Gebäude lackieren. Mit zwei weitern Jungs machen wir uns an die Arbeit und werden von lauter kirgisischer Popmusik angetrieben. Weil ich einen Gehörsturz vermeiden will, legen wir ein Tempo vor das sonst wahrscheinlich nur in der Formel eins vorkommt. So schnell waren wir noch nie mit der Arbeit fertig.

Die Jungs staunen und schicken uns zurück zu Aisuluu.

Vor dem Abendessen bereite ich noch eine Präsentation mit Bildern unsere Reise vor die ich am Abend dann machen will.

Sobald es dunkel ist wird ein Projektor und Bänke, wie im Kino draussen aufgestellt. Dann darf ich los legen. Felix, der Mann für die Technik bedient den Computer, ich erzähle und die grösseren übersetzen für die Kleinen. Mit grossen Augen schauen sie unsere Bilder an und haben sichtlich Freude an den Erzählungen.

Ich spiele noch einigen Songs auf der Gitarre und dann kommt plötzlcih Unruhe auf.

„Was ist los?“ frage ich, doch als dann auf der Leinwand „Kunfu Panda“ läuft ist alles klar und die Kleinen sitzen wie gebannt auf ihren Bänken. Ein Bild für die Götter.



02.07.19

Um neuen gibts Frühstück, wir sind schon um halb acht wach und räumen unsere sieben Sachen schon mal auf und checke noch die Mopeds.

Nach dem alle gegessen haben kommt auch Gulnara Apa aus Bishkek zurück und wir halten noch ein Schwätzchen und bedanken uns für die tolle Gastfreundschaft.

Gulnara ist so eine richtige Mama, wie aus dem Bilderbuch.

Alle haben zwar grossen Respekt vor ihr, was ich bei der Leistung die sie erbringt auch voll nachvollziehen kann aber man spürt auch die Herzenswärme die sie ausstrahlt. Ja, sie ist halt die Mama für alle hier, eine tolle Frau.

Nach der obligatorischen Fotosession ziehen wir mit ein wenig Schwermut im Herzen los Richtung Ysykul See.

Nach wenigen Kilometern dürfen wir endlich wieder Kurven fahren und bekommen ein Panorama das uns fast den Atem nimmt. Zuerst fahren wir dem Flusslauf durch einen Canyon nach um schließlich mit Blick auf den See an eine Kreuzung zu kommen. Mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen kommen wir noch nicht ganz mit, denn es steht zum Beispiel 60 und alle fahren fast 100. Damit wir nicht immer von den überholenden auf die Seite gedrängt werden geben wir Gas.

Bing, da kommt die Kelle der Rennleitung. Felix hat Glück, denn er überholt gerade einen LKW und wurde somit nicht geblitzt, ich hingegen habe Pech.

Der Polizist ist sehr freundlich und erklärt mir daß das Tempolimit bei 60 ist und ich 82 Km/h gefahren bin. Zuerst will er Führerschein, Fahrzeugpapiere und Pass sehen. Danach sagt er das die Strafe bei 5500 Som liegt, was umgerechnet knappe 80 Euro sind.

Ich habe natürlich nie so viel Geld im Geldbeutel und erkläre das er mir doch das Ticket ausstellen soll und ich es an der nächsten Post einzahle. Mmhh, auf Ticket ausstellen hat er keine Lust und fragt wie viel ich denn habe. 1000 Som, 2 Dollar und 5000 Kasachische Som (12,50€). Er will die 1000 und die 5000 was zusammen 24€ ergibt. Die 2 Dollar darf ich behalten, wie gütig.

Nun will er noch wissen was ich hier mache, und als ich ihm die Antwort gebe, daß ich hier im Urlaub bin und eigentlich mein Geld für Essen und Touristen Attraktionen ausgeben will, wünscht er mir einen schönen Urlaub. Danke und Servus.

Kurz bin ich ein wenig angepisst doch der Ausblick auf den See und die Berge lassen die paar Kröten schnell wieder vergessen.

Mit unsere neuen App, IOverlander, suchen wir uns einen Platz zum Campen. Laut App gibt es einen Hippie Camping und da Felix dort hin will steuern wir den mal an.

20 Km Sandpiste mit Waschbrett, tiefem Sand, Längsrillen und immer wieder entgegenkommenden Fahrzeugen die man schon von weitem durch die Staubwolke sieht. Als wir da sind und vor dem Tor stehen sind wir anscheinen nicht mehr sichtbar und verschwinden optisch mit der Natur, den trotz winken kommt keiner und macht das Tor auf.

Wir rufen mal an, na wer hätte das gedacht, es geht natürlich keiner ran. Nach ein paar Minuten hat uns doch jemand entdeckt und kommt zu uns her. Nach kurzer Erklärung ruft er noch eine Nummer an und es kommen noch mehr dazu. Dann dürfen wir eintreten. In voller Montur gibt’s erst eine Führung durch den Camping und wir sollen einen Zeltplatz aussuchen.

Vom Aussehen her erinnert das ganze an eine Mischung aus Indianer Dorf und Kumme aus den 60igern. Na da bin ich mal gespannt was hier läuft. Es gibt Wasser und Tee zu jeder Tages und Nacht Zeit, das Essen kann man für wenig Geld haben und dass 3 Mal am Tag. Wir bauen unsere Zelte direkt am Wasser auf und als die Glocke klingelt gehen wir zur Open Air Küche vor.

Da wir nicht scheu sind, Essen wir mit allen zu Abend und eine Lockere Runde sitzt am Tisch, mit Künstlern, Musikern und Kindern. Das Abendprogramm ist Jam-Session.

Als die Nacht hereinbricht bringen sie allerlei Instrumente, das meiste davon sind Trommeln in allen Grössen und ein Pärchen bringt Syntis und allerlei elektronischen Kram daher. Ambient würde man wahrscheinlich die Musikrichtung bezeichnen. Als nach einer Weile die Ideen ausgehen hole ich die Gitarre vor und siehe da, Lagerfeuer Romantik geht auch ohne Elektronik.

Wir Jammen noch eine Weile, doch langsam werde ich müde und verzeih mich ins Zelt. Gerade eingeschlafen erwache ich durch wildes Hundegebelle, das dann eine gefühlte Ewigkeit andauert. Als die Rassel Band schliesslich um mein Zelt rennt und einen mortz Spaß dabei hat mein Zelt an zu bellen, wird mir zu bunt und ich belle zurück. Hat funktioniert sie ziehen ein paar Meter weiter und bellen dafür ein anderes Zelt an, was allerdings nicht weniger laut ist.

Als das Treiben endlich vorüber ist schlafe ich wieder ein um dann kurz darauf wieder auf zu wachen weil es mich friert. Die Temperatur ist mal wieder von fast 40 auf 10 Grad gefallen. Mist, raus aus der Penntüte und lange Hose und T-Shirt an ziehen.

Obwohl wir die Zelte im Schatten eines Baumes aufgestellt haben weckt mich am Morgen gegen 8 die Hitze und der drang aufs Klo zu gehen. Was für eine Nacht !

03.07.19

Einen Tag ausspannen, baden und das süsse „Nichts - Tun“ geniessen, was allerdings nur bis Mittag anhält, weil das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung macht. Es regnet zwar nicht, wie es eigentlich meine WetterApp vorausgesagt hat, dafür wird es kalt und windig. Na dann mal wieder Daunen Jacke aus der Tasche kruschteln und die langen Hosen montieren.

Ansonsten passiert an diesem Tag nicht mehr wirklich viel, da bin ich doch schon auf die Nachte gespannt ob die Wau Wau`s wieder Radau machen, wenn ja, dann gibts aber Ärger mit den dem Alfa Hund - The Raindog. Bevor ich ins Bett gehe habe ich noch ein ernstes Wort mit der Rasselbande und verabschiede mich in meine Höhle.

04.07.19

Was für eine schöne Nacht, kein Hundegebelle, kein Schnarchen von Felix und die Temperatur war auch ok. Hab mich auch warm eingepackt, denn die Nacht davor war mir eine weitere Lehre.

Jeder Tag ist für neue Überraschungen gut, heute erwache ich weil es mir fast das Zelt weg weht und im inneren fühlt es sich an als ob ein Wasserfall über meine Höhle einbricht. Da wir auf Sand campieren halten natürlich die Heringe auch nicht so gut, was sich nach kurzer Zeit an meinem Aussenzelt bemerkbar macht. Im Vorraum tropft es bereits von der Decke und ich fange schon damit an ein Provisorium zu bauen damit das nicht alles auf die Innenhaut tropft. Nach einer halben Stunde basteln habe ich genug, denn es regnet von der anderen Seite rein.

Also, fa-giss-es. Zum Glück schlafe ich auf einer Luftmatratze die nun sanft auf den kleinen Wellen im Zelt treibt. Mit meinen sieben Sachen zusammen spiele ich Captain Jack Sparrow und warte auf bessere Zeiten.

Nach 1 1/2 Stunden ist der Spuck vorbei und weil die Sonne schon wieder raus gekommen ist steigt die Temperatur im Zelt wacker wieder auf 30 Grad an. Also, alles raus und auf die Wäscheleine hängen, Café kochen und dann schau mer mal.

Nachdem alles inner kürzester Zeit getrocknet ist wird zusammen gepackt, aufgesattelt und der Klopfer verrichtet seinen Dienst. Die Fahrt zurück zur Strasse ist teils noch etwas tricky weil der Boden so schön aufgeweicht ist und das gemischt mit Grassbüscheln immer Freude bringt beim Gas geben. Souverän kommen wir voran und halten noch mal kurz am „The last Chance“, dem Supermarkt zwischen Zivilisation und dem Niemandsland aus dem wir gerade kommen.

Nun sind wir auf der Südroute des Ysykul Sees unterwegs und folgen der Sonne Richtung Süd Westen. Wir fahren noch bis Kotschkor weiter wo wir uns ein Home Stay gönne mit Abendessen, Frühstück und Bike Garage neben einer Jurte.


05.07.19

Aufbruch am Morgen in Richtung Songkul, wie ihr bereits bemerkt habt, heisst das immer Kul, was eigentlich nur „See“ heisst. Für ein paar Kilometer bleiben wir dem Asphalt noch treu, doch dann wird’s mal wieder Zeit Staub zu fressen. Ich wollte am Morgen noch Tanken doch Felix meinte: Da kommt doch noch was. Ganz Unrecht hatte er ja nicht damit und wir sind um eine Erfahrung reicher. Denn als wir das Schild lesen Songkul 70 Km ist uns klar, wenn wir jetzt abbiegen kommt nix mehr bis wir dort sind und wahrscheinlich auch nicht wenn wir dort weiter fahren. Somit halten wir am Strassenrand bei den kleinen Hütten an und fragen nach der nächsten Tankstelle.

Die Antwort war nicht besonders erfreulich, jedoch meinte der gute Mann wie viel wir denn brauchen. 20 bis 30 Liter sagen wir und er meint, dass sei kein Problem. Nach kurzem Getuschel mit seinem kleinen Sohn verschwindet dieser und kommt mit einem Kollegen und zwei Militärkanistern voll Benzin zurück.

Mal wieder ein Spektakel, denn alle die rumstehen kommen zum Foto machen und als Ersatz - Tankwart zu uns rüber. Als ich dann noch meinen Spezial - Benzinfilter raushole ist der „Dorfplatz“ zum Disskusions Podium geworden. Ja, ja die Germanzkis wieder, was die alles aus den Motorradkoffern zaubern.

Nun denn, Bock voll, Motor an, Blinker rechts und ab auf den Schotter. Was für ein Spass, zuerst gehts mal leicht den Berg hoch und weil wir ja nicht wissen was hinter der nächsten Biegung kommt fahren wir noch schön gesittet, was sich allerdings nach einer Halben Stunde ändert, denn da kommt einfach kein Gegenverkehr. Was für uns heisst - genau - Hahn auf, Grinsen im Gesicht.

Wir fahren entlang an wilden Flüssen in denen Pferde und Esel baden und hin und wieder vereinzelte Jurten stehen von denen immer Kinder rausgerannt kommen und wie wild uns zu winken. Auf der Karte sehe ich nach und er See sollte bald da sein, doch plötzlich sehen wir was da noch zwischen uns und dem See liegt. Ein Pass, der es allerdings in sich hat. Man stelle sich vor aufs Weisshorn zu fahren und das von Molins aus auf direktem Weg.

Der Schweiss rinnt und die Konzentration wird gefordert, es sind gefühlte 1000 Spitzkehren durchzogen mit ausgetrockneten Wasserläufen und zu allem Übel kommen uns Fahrradfahrer entgegen. Die finden das toll das wir da hochfahren und bleiben einfach in der Mitte des Weges stehen und winken. Na toll, wenn ich hier anhalte komme ich nie mehr los, dann dafür ist es zu steil.

Was macht man, richtisch - hupen und gas geben und das funktioniert denn sie springen auf die Seite. Als wir oben ankommen und die Aussicht genießen sprechen wir darüber wie wohl all die andern hier hochkommen und just in diesem Moment kommt doch ein Mercedes Sprinter von der anderen Seite der auf der Passhöhe anhält. Mit dem Fahrer halte ich ein Schwätzchen und er erklärt mir das er mit einer Gruppe Malaysier unterwegs ist und sie hochgefahren hat und die nun alle mit dem Fahrrad wieder runter fahren.

Auf meine Frage welchen weg er nehme lacht er und zeigt auf den Weg auf dem wir gekommen sind. Er meint noch, wenn Mercedes Deutschland wüsste was sie hier mit den Autos machen dann……und ich ergänze den Satz: „ Sie wären furchtbar stolz auf ihre Fahrzeuge.“ Weil ich es nicht glauben will dass die dort mit dem Auto runterkommen warten wir bis sie losfahren. In der Tat, im ersten Gang rumpelt der doch tatsächlich den Berg runter.

Interessant wird’s nun weil wir sehen was er noch nicht sieht. Von unten kommt ein alter Audi A80 mit scharrenden Reifen, der Fährt als würde in der Teufel persönlich jagen. Ist ja auch kein Wunder, denn wenn der anhält hat der das selbe Problem vor dem wir vorher auch waren, du kannst nicht mehr anfahren. Die regeln das auf kirgisisch: Hupen und Gas geben und ziemlich knapp gehts irgendwie an einander vorbei.

Nach diesem lustigen Schauspiel fahren wir weiter und kommen bald an ein Jurten Camp wo wir zu Mittag essen wollen. Als wir dort einrollen kommen sofort wieder Menschen auf uns zu, nur dieses mal sind’s keine Kirgisen sondern man glaube es nicht, West - Schweizer. Oh, Ah, manific, oh, ah motocylett…..ja was für ein luster Trupp. Die meisten sind wohl schon pensioniert und machen einen Selbstfindungstripp, natürlich organisiert von einem Schweizer Reisebüro mit allem Drum und Dran. Geführte Wanderungen, Pferdereiten, gemeinsames Planschen im See und zum Höhepunkt des Abends - Slow Motion Yoga.

Da Felix seinen Sport vermisst fragt er die Leiterin ob er beim Yoga mitmachen kann und natürlich sind alle einverstandne, das senkt ja auch den Altersdurchschnitt auf mindestens die Hälfte.

Irgendwie fühlt es sich an als ob wir in einem Schweizercamp gelandet sind, denn kurz nachdem wir uns für eine Übernachtung in einer Jurte entschlossen haben kommen 4 weiter Schweizer, die aus dem Kanton OW stammen, mit ihren Gleitschirmen Eingefolgen, ha ha, zum Ärgernis des ansässigen Schafthirten der gerade mit viel Mühe die störrischen Viecher Richtung Lager getrieben hat und die jetzt in Panik wieder in die andere Richtung laufen, da von Oben „riesige Vögel“ den Himmel verdunkeln.

Beim Abendessen sitzen wir noch gemütlich für ein paar Stündchen zusammen um dann in unsere Beheizte Jurte zu gehen, was ein Segen ist da es draußen mal wieder regnet und wir ja auch auf 3100 MüM sind.




06.07.19

Am nächste Morgen geht es schnell. Frühstück, zusammen packen und los Richtung weiteren Pass, Kazarman ist heute das Ziel bevor wir dann den gleichnamigen Pass am Tag darauf in angriff nehmen. Das frühe loskommen war zwar super am Morgen dafür gibts unterwegs immer wieder mal ein Stöppchen.

Das lustigste war wohl als wir Bauarbeiter getroffen haben denen ein Reifen ihres Lorries geplatzt ist. Die haben das doch wirklich fertiggebracht den Reifen von der Felge zu bekommen und dann hatten die den Salat. Riss im Schlauch……na da standen sie. Sie habe auf sehr komplizierte Art und Weise versucht uns zu erklären ob wir Hilfe holen können im Dorf, doch ich hatte da eine Idee.

Was beim Töff geht sollte auch beim Lorrie gehen. Felix und ich haben den Schlauch einfach mit unserem Werkzeug geflickt und die drei Jungs standen mit grossen Augen da. Yes my name ist : Dr. Zigmund von Hackenflash and I am a Bush Doctor.

Das Grösste und Schönste was wir an diesem Tag erlebt haben war ein Canyon der sogar Carl May erblassen lassen würde.

Angekommen in Kazarman suchen wir als erstes mal einen Kiosk auf um unsere wohlverdientes kaltes Bier zu kaufen und was sehn wir da, einen Iraner mit einem 220 ccm Chopper Motorrädchen der doch tatsächlich den selben weg gefahren ist wie wir. Von wegen Dirt Bike, off road, ich fühle mich wie ein Proll ?!?

Als wir auf der Suche nach einer Unterkunft sind treffen wir Andrew aus Sibirien, der bereits den Pamir gemacht hat und auf dem nach Hause weg ist. Im Home Stay treffe wir noch auf einen Fahrradfahrer, Emmet aus Australien und eine Franzosen der das ganze per Anhalter macht. Da könnt ihr euch vorstellen was wir für eine lustige Runde abgegeben haben. Feucht fröhlich lassen wir den Abend ausklingen um uns dann wieder zum Frühstück zu treffen.

07.07.2019

Da der Kazarman Pass laut allen Beschreibungen nicht einfach zu passieren ist wollen wir früh los um das gute Wetter aus zu nutzen. Bei Regen soll dieser Pass, der sowieso nur 3 Monate im Jahr geöffnet ist unpassierbar sein. Wir habe mal wieder Glück denn das Wetter könnte nicht besser sein. Auf dem Weg zur Passhöhe wird uns klar was alle meinen. Schon die trockene Strasse ist teils ein wenig sumpfig, nicht auszumalen was das wird wenn’s regnet, da würde sich das ganze in ein Schlamm Schlacht verwandeln.

Auf der ersten von 2 Passhöhen werden wir von den offiziellen Begrüsst. Drei Kinder auf Eseln die unbedingt eine Fotosession wollen, na das machen wir doch gerne und zum dank bekommen sie von uns noch Nüsse, worüber sie sich sichtlich freuen.

Auf der 2ten Passhöhe, des Töö-Passes (3600 MüM) steht noch ein Adler aus Sowjet Zeiten dem allerdings die Rübe fehlt und der kopflos über die Berge und den Schnee wacht.

Wir sind fast wieder unten als der Regen einsetzt und uns wird wieder mal bewusst was für ein Schwein wir hatten, denn die letzten Meter werden zu kleinen Bachläufen die es zu überqueren gilt. Dann kommt wieder Asphalt und wir machen Tempo und kommen somit am frühen Abend in Osh an.

Wir suchen ein Hostel das sich allerdings als very upgefuckt bezeichnen lässt. Die einzigen zwei Bette die so noch haben sind im Massenlager und das ist so klein und vollgestopft das wir beim einziehen erstmal alle die da sind aufwecken. Bei jedem drehen und wenden knallt man einem den Rucksack oder die Tasche ins Gesicht. Na prima, Rauchen und Trinken ist auf dem ganzen Areal verboten weil der Chef Moslem ist, was mich ja nicht stört dafür Rauche und trinke ich aber und das hat den dann halt auch nicht zu stören, er kuckt mich nur immer grimmig an.

Als um kurz vor Mitternacht noch zwei Rucksack Touristen kommen und unbedingt ein Bett wollen, sagt der Chef das sie ausgebucht sind aber sie gerne draußen auf den Sofas schlafen können. Wollen sie nicht, aber uns geht ein Licht auf. Wir tauschen mit den Jungs und ziehen wieder aus und breiten uns auf den Sofas aus. Welche Wohltat, ha, ha, nicht nur für sie eher für uns. Drinnen ist es stickig und voller Moskitos und draußen kühl und windig was die Moskitos nicht mögen. Wir schlafen den Schlaf der Gerechten.



08.07.2019

Heute heisst es Moped Schrauben. Ich habe nun seit 16.000 Km keinen Service mehr gemacht und die Yami schreit förmlich danach. Wir suchen die Garage „Zorro Motor“ in Osh auf und werden von einem Schweizer, Dave, herzliche begrüsst. Die Garage mieten wir für eine halben Tag und fangen früh Morgens an mit der Arbeit.

Da allerdings ständig irgendwer neu kommt und es immer was zu erzählen gibt, zieht sich die ganze Schrauberei bis in die Abendstunden. Das macht auch nichts, denn so bekommen wir so viele Informationen und Kontakte die man sonst nicht bekommen würde.

Nach getaner Arbeit gehen wir essen und treffen uns mit unseren neuen Bekanntschaften in einem Resti nicht weit vom Hostel. Der Abend ist vorzüglich und sehr amüsant, mit all den Nationalitäten und Geschichten was jeder zu erzählen hat. Nach diesem wunderschönen Erlebnis gehen wir zurück in unser Hostel auf die Outdoor Couch.


09.07.2019

Wir treffen uns mit Marvin, den wir gestern kennen gelernt haben und der sich uns anschliesst um zum Lenin Pik und anschliessend auf den Pamir Highway zu fahren. Der Aufbruch am Morgen zieht sich hin denn wir müssen Tanken, Einkaufen und Geld wechseln was uns gute 3 Stunde kostet. Das Geldwechseln müssen wir auf dem Bazar machen da die Banken die Eingene Landeswährung nicht mehr zurück haben wollen, was bei dieser Rate auch kein Wunder ist. Sie wollen nur Dollar oder Euro Tauschen.

Auf dem Bazar kann man zu einem guten Kurs wechseln, nur haben die leider nicht so viel da. Den größten Betrag den wir wechseln könne ist umgerechnet 25 Dollar und wir brauchen 300. Somit wird das zum Spiessrutenlauf unter Beobachtung der neugierigen Kirgisen.

Als wir das auch erledigt haben machen wir 3 uns auf den Weg nach Sary Tash, das ca. 200 km entfernt liegt und der Anfang des Pamir Highways ist. Nachdem es in Osh noch brütend heiss war beginnt es nun, als wir die Stadt verlassen, zu regnen und irgendwie will es nicht mehr aufhören. Die Temperatur sinkt und es wird unangenehm kühl als wir uns so langsam in die Höhe schrauben. Nach 2 Stunden im Regen halten wir an einer Bushaltestelle an und beschliessen zu Kochen.

Kartoffelbrei mit Fischstäbchen, na mal was anderes als die ganze Zeit Borsch und die gefüllten Teigtaschen, das mir so langsam aber sicher zum Halse raus hängt. Doch von „in Ruhe kochen“ kann man nicht sprechen, als wir anfangen kommen schon die ersten Kinder zum Fotoshoting und wollen uns anschliessend zum Chai zu sich nach Hause einladen. Das ist ja ganz nett aber wir haben keine Lust, wir habe Hunger und auch keine Lust auf Chai und die üblichen Fragen.

Kaum sind die Kinder weg, halten auch schon zwei Autos, aus denen eine gefühlte Fussballmanschaft aus steigt. Und ratet mal was die wollen, genau Fotos machen Posieren, Fragen wie immer - wo kommt ihr her, wo wollt ihr hin, wie schnell läuft der Töff, wie viel PS, wie etuer ist er, ect......ect….ect…..

Uff, das wäre auch geschafft als die Bande endlich geht können wir in ruhe essen und uns auf die weiteren kalten Kilometer vorbereiten, das heisst, noch einen Café kochen und die Daunen Jacke drunter ziehen.

Nach zwei weiteren Studien ist die Passhöhe erreicht, 3615 MüM. Als wir da so stehen und Fotos machen kommt ein kleines Mädchen und bringt uns Blumen, wie herzig, sie will nichts haben, anscheinend reicht ihr ein Lächeln. Da wir sie so süß finden geben wir ihr 20 Som die sie ganz schnell in ihrer Tasche verschwinden lässt.

Weiter gehts bergab, als Marvin plötzlich merkt das seine Vorderbremse so langsam den Geist auf gibt. Notstop und Kontrolle des Ausgleichsbehälters - Scheisse der ist fast leer. Wir nehmen in in die Mitte, falls das verdammte Ding nicht mehr tut, können wir ihn abbremsen.

Grosse Erleichterung überkommt uns als wir das Dorf sehen und wir rollen bis zur Tankstelle um Sprit nach zu füllen und nach Bremsflüssigkeit zu fragen. Fehlanzeige, gibt es hier nicht und sie wissen auch nicht ob man das hier bekommt. Da stehen wir so rum und überlegen wo wir nun übernachten sollen, als ein Fahrradfahrer, total durch gefroren in die Tankstelle rollt. Er ist auf dem Weg nach China und fährt nun schon die 3te Grenze an, weil er bei den anderen beiden nicht rüber durfte, ja ja die lieben Chinesen…

Als wir so plaudernd da stehen und immer noch rätseln wo wir übernachten wollen kommen zwei alte Land Cruiser mit deutschem Nummernschild zur Tanke und begrüssen uns im Allgäuer Slang. Na wen man hier so alles antrifft. Als wir uns alle vorgestellt haben beschließen wir gemeinsam, 2 Autos, 3 Töff und unser Velofahrer ein Home Stay auf zu suchen. Dort angekommen, verlangt die Dame einen unverschämten Preis, obwohl wir 8 Leute sind will sie keinen Discount geben und somit ziehen wir weiter zum nächsten.

Als wir dort einrollen werden wir schon von einigen Töff Fahrern und zwei Bernern, die mit einem „Brotkasten“ unterwegs sind begrüsst. Na da sind wir doch richtig. Die Dame des Hauses öffnet uns das Tor und wir parken bei den anderen Fahrzeugen im Hof. Nach einer kurzen Erklärung wer wo schlafen kann gehts erst mal raus aus den Klamotten und ab in die Beiz wo die anderen bereits alle sitzen.

Nun wird es gemütliche und natürlich feucht fröhlich und als alle gegessen haben lass ich es mir natürlich nicht nehmen meinen Beitrag zu leisten. Ich hole die Gitarre und die Party steigt. Als ich ein paar Stücke von Elvis spiele kommt sogar der kirgisische Wirt mit einem breiten Grinsen und einem nicht zu verachtenden Hüftschwung zu uns an den Tisch und sagt immer wieder Elvis, i love Elvis, se King of Rock`n Roll. Nach dem die Kneipe leer getrunken ist stimme ich noch einen Song von Hannes Wader an, „Heute hier morgen dort“ und das ganze Lokal singt lauthals mit. Danach gehts in die Kojen.


10.07.19

Aufbruchsstimmung bei allen. Das einzige Waschbecken und die beiden Toiletten haben Hochbetrieb und die Stimmung ist ausgelassen. Es werden noch Fotos gemacht, Email, Telefonnummer und Aufkleber ausgetauscht und nach kurzem verstreut man sich in alle Winde, ausser unsere Allgäuer, denn die haben den gleich Weg wie wir. Ok, bis später am Lenin Pik, mal sehen wer weiter hoch kommt.

Wir drei Cowboys machen uns auch auf den Weg und sind nach einer Stunde von der Teerstrasse auch auf dem Schotter angekommen. Erste Hürde steht bevor, ein Bach, der knietief ist, sollte eigentlicht keine grosse Herausforderung sein, doch der reisende Fluss der 10 Meter dahinter kommt schon eher. Wir beratschlagen was wir machen als uns ein paar Einheimische auf eine Brücke aufmerksam machen die nur ein paar Meter weiter vorne über beide Flüsse führt. Schwein gehabt, die Füsse bleiben erstmal trocken.

Nach einigen Kilometern auf dem Schotter habe wir das Gefühl für die immer wieder wechselnden Fahrbahnuntergründe bekommen. Mal haben wir Schotter, mal ist es Sand dann kommt schon wieder Geröll und so weiter. Die beiden Jungs vor mir machen Tempo und drehen wacker am Gasgriff als der Weg leicht nach links abbiegt fährt Felix aus irgendeinem Grund gerade aus weiter. Dann geht es ganz schnell und ich denke nur noch: Oh Scheissssseeee.

Er sticht mit dem Vorderrad in einen 50 cm tiefen Graben ein und die Gabel federt bis Anschlag. Als das Hinterrad reinkommt gibt es den zweiten Schlag und spickt einen Meter nach oben. Dann macht er einen Satz von 3 Metern und kann das Motorrad beim aufkommen nicht mehr kontrollieren und steigt über den Lenker nach rechts ab. Als er Mutter Erde erreicht landet er auf der Schulter und rollt noch ein paar Meter weiter.

Marvin und ich springen zu ihm um zu sehen ob noch alles heil ist. Alpinweiß könnte man die Gesichtsfarbe bezeichnen, kniend und mit schmerzverzerrtem Gesicht hält er sich die Schulter. Schock lass nach, als wir ihn auf den Stuhl setzen und erstmal mit Wasser und Süßigkeiten versorgen bekommt der Gute auch wieder etwas Farbe ins Gesicht. Nach einiger Zeit hat er sich einigermassen erholt und wir ziehen ihm das T-Shirt ab um eine Schadensaufnahme zu machen.

Sehen kann man nix, was ja eigentlich schon mal ein Gutes Zeichen ist. Ich gebe ihm Arnica Kügelchen für den Schock und reibe die Schulter mit Walwurzsalbe ein. Erst danach schauen Marvin und ich mir das Bike an, bei dem man schon grössere Schäden feststellen kann. Die komplette Frontmaske hat es zerdeppert und die Instrumenten Tafel ist so weit nach hinten gebogen das man nicht mehr lenken kann.

Da Felix sowie so erstmal Ruhe braucht hole ich das Werkzeug und baue die Front ab um an die Aufnahmebügel zu kommen um diese wieder gerade zu biegen. Marvin hilft mir dabei und wir kümmern uns abwechseln um Felix der Schatten braucht und nach Essen und einer Liegemöglichkeit fragt. Nachdem alles demontiert ist suchen wir nach einem langen und stabilen Hebel um das ganze wieder gerade zu biegen.

Bei einem kleinen Bauernhof fragen wir nach, doch das einzige was sie haben ist ein Hammer den man allerhöchstens für 40ger Nägel brauchen kann. Die zweite Wahl fällt auf einen Ast der allerdings das Gewicht von mir nicht aushält und das Metal nicht einmal um einen Millimeter biegt. Plan B, zurück zum Bike. Wir binden alles mit Kabelbinder fest und müssen zurück nach Sary Tash, doch Felix kann nicht fahren. Wir brauchen einen Transport.

Marvin macht sich auf den Weg einen zu besorgen und ich bleibe bei Felix. Nach einer Stunde ist Marvin zurück und hat gute Neuigkeiten. Er hat zwar keinen Einheimischen gefunden der den Transport unternehme kann, dafür aber ein australisches Pärchen, John und Marusha, die mit einem Offroad Truck unterwegs sind und John könnte eines der Motorräder fahren. Als die beiden kurz darauf auftauchen steigt die Stimmung wieder, na zumindest bei Marvin und mir.

John ist seit zwei Jahren nicht mehr Motorrad gefahren fühlt sich aber auf einem Dirtbike wie zu Hause. Allerdings haben John und ich das gleiche Problem und zwar ist uns der Töff von Felix zu hoch. Somit muss Marvin seines tauschen und fährt das Motorrad von Felix und John nimmt auf seiner Honda XR600R platz. Felix verfrachten wir in den Truck und Marusha fährt das Biest.

Als wir in Sary Tash bei dem Home Stay ankommen halten wir erstmal für eine Besprechung an um zu überlegen was wir nun machen. Die beiden Aussis bieten uns an, nach Osh mit zu fahren und Felix ins Krankenhaus zu bringen und wenn wir am Unfallbike alles abbauen, würde John sich auch zutrauen es zu fahren. Gesagt - getan.

Nun pumpen wir Felix mit Schmerzmittel voll, verabschieden uns von Marvin der zurück zum Lenin Pik will und machen aus auf den Weg.

Da es nun schon spät geworden ist beschliessen wir noch die hälfte der Strecke zu fahren, irgendwo zu übernachten und am nächste Tag den Rest zu machen.

Nach zwei Stunden kommen wir nach Gulsho, suchen ein Home Stay auf und wir laden die beiden ein auch dort zu übernachten, denn dann könne wir gemeinsam zu Abend essen und am nächsten Tag von dort aus weiter.

Das Abendmal nehmen wir in einer Jurte ein und als Felix schon im Bett ist sitze ich noch ziemlich lange mit John und wir reden über Gott und die Welt.

Trotz den üblen Neuigkeiten habe ich einen schönen Abend und Felix kann dank der Schmerzmittel auch gut schlafen. Mal sehen was der neue Tag bringt.


11.07.19

Die Besitzerin des Home Stay`s sagt uns das es ein Krankenhaus im Ort gibt und somit machen sich ihr Mann Sascha, Marusha und Felix auf den Weg dorthin. In der zwischen Zeit versuchen John und ich das Motorrad zu reparieren um es wieder verkehrstauglich zu machen. Geschlagen zwei Stunde brauchen wir dafür, denn der Aufnahmebügel ist so was von verzogen das selbst durch gewaltsames Biegen mit zwei Halbmeter langen Eisenstangen die Arbeit nur sehr mühsam voran geht.

Doch mit Teamwork und immer wieder lockeren Sprüchen zwischen durch schaffen wir es letztendlich und ich kann die lädierte Africa Twin wieder zusammen bauen. Als Felix vom Krankenhaus zurück kommt, lacht er zwar, hat er allerdings keine guten Nachrichten. Die Laune ist wohl deswegen gut weil er 5 Spritzen gegen die Schmerzen bekommen hat und der Arm fixiert wurde.

Das Schlüsselbein ist gebrochen und muss operiert werden. Somit müssen wir auf jeden Fall zurück nach Osh. Marusah macht noch ein Mittagessen im Camping Truck, Felix telefoniert mit dem Arzt in Deutschland und der Versicherung und ich helfe John beim auffüllen seines Wassertanks. Danach gehts los und John freut sich schon aufs Töff fahren. Na alles hat doch auch sein Gutes.

Wir bringe die Africa Twin zurück zu Zorro Moto und sortieren schon mal die Sachen aus die Felix braucht. Da das Krankenhaus gerade ums Eck ist läuft er dort hin nachdem wir uns von den Beiden Helfern verabschiedet haben.

Jürgen der Belgier, den wir schon bei unserer ersten Schraubersession in Osh kennengelernt haben, hat uns in seinem Hotel liebenswürdiger Weise schon ein Zimmer reserviert und ich fahre mit ihm dort hin.

Als Felix etwas später nachkommt erzählt er seine Erlebnisse von der Odyssee der kirgisischen Krankenhäuser. Das erste war zwar offen, doch war kein Arzt dort, dafür aber ein Medikamentenvertreter der ihn dann zum nächsten gebracht hat und dort die Übersetzung und Verhandlungen übernahm. Nach einem weiteren Röntgen hat Felix nur noch eins im Kopf - er will so schnell wie möglich nach Hause.

Es dauert zwei Stunden dann hat er auch schon einen Flug und kurz darauf drückt er mir die Schlüssel fürs Motorrad und eine Festplatte in die Hand und ist mit dem Taxi auf dem Weg zum Flughafen.

Da sitz ich nun - kein Reisepartner und kein Job - Mütze auf dem Kopp.

Nun ist es an der Zeit meine Festplatte mal gründliche zu reinigen. Ich geh noch in den Kiosk nebenan und kauf mir 3 Liter Bier und somit nimmt der Abend seinen Lauf. Gesellschaft habe ich, denn Jürgen und 3 weitere die wir schon in Sary Tash zwei Tage vorher kenn gelernt haben sind auch da und versuchen mich auf zu heitern.

Vielen herzlichen Dank, Sammi, Laurin, Jutta und Jürgen für Eure Unterstützung.

Mit leichter Schlagseite gehe ich ins Bett und schlafe wie ich die letzen 6 Wochen nicht mehr geschlafen habe und zwar bis 10 Uhr am nächsten Morgen.


12.07.19

Nach einem ausgiebigen Frühstück mache ich mich auf den Weg zu Zorro Motor um das Gepäck und Motorrad von Felix zu verräumen und denke den ganzen Tag drüber nach was ich nun mache. Eins ist klar:

The Show must go on ! ! !

Als alles erledigt ist gehe ich einen Café trinken und verabrede mich mit noch ein paar anderen zum Abendessen im Resti, das gleich bei mir ums Eck liegt. Als ich im Hotel ankomme herrscht bereits ausgelassene Stimmung und das beste Gegenmittel für schlecht Laune ist für mich Musik machen, natürlich zur Freude der anderen.

Somit nimmt der Abend seinen Lauf. Nach und nach trudeln die anderen auch bei uns ein und es gibt Whisky, Wodka und Bier in rauen Mengen. Fast hätte ich vergessen das ich noch nichts gegessen habe und somit springe ich noch schnell unter die Dusche und treibe die anderen ins Resti rüber solange noch alle halbwegs laufen können.

Nach dem Essen bin ich eigentlich so müde und möchte am liebsten gleich ins Bett, aber Jürgen hat noch Redebedürfnis und weil ich ihn gerne mag und er so interessante Themen hat sitzt ich noch ziemlich lange mit ihm und wir killen noch die restliche Jack Daniels Flasche.

Nun gehen die Lichter aus….see you tomorrow…..


13.07.19

Was ich heute mache?

N I X und davon ziemlich viel.

Meine Laune ist wieder gut, allerdings brauche ich noch ein paar Tage um mich zu sortieren und aus zu ruhen. Jürgen und die Beiden andern bleiben auch noch und somit machen wir gemeinsam nix, ah wie schön.

Stimmt nicht ganz, hab heute noch Wäsche mit der Hand gewaschen weil ich seit vorgestern keine Unterhosen mehr habe.

Das war die Tagesaufgabe.


14.07.19

In den Tag rein leben und Urlaub von der Reise machen. Sammi und Laurin packen und machen heut weiter Richtung Bishkek und somit sind noch Jürgen und ich übrig. Traute Zweisamkeit. Ich setzt mich mit meinem Hany auseinander, oder besser gesagt es setzt sich mit mir aus einander was allerdings meistens im Konflikt endet. Es will nicht mehr so wie ich will und ich kann mir nicht erklären an was es liegt. Ah was soll’s, das wichtigste ist, das der Motor vom Töff läuft und es mir gut geht, alles andere ergibt sich nachher schon.

Jürgen und ich haben uns so viel zu erzählen das wir damit den ganzen Tag und die halbe Nacht rum bringen. Morgen heißt es für uns Abschied nehmen und uns geht es beiden gleich. Gerne würden wir gemeinsam weiter fahren nur fährt er nach Norden und ich nach Süden, so ein Pech, denn wir würden super zusammen passen.

Nicht das was ihr wieder denkt, Zwischenmenschlich und Fahrspasstechnisch

15.07.19

I`m not a man of great goodby`s!

Wir umarmen uns brüderlich und zeihen unserer Wege, wir sind halt beide Cowboys, nun auch ich, ein „ Lonesome rider on an iron horse.“

Das beste ist ein früher Start und dann einfach fahren, fahren, fahren.

Mit nur einem Tankstop fahre ich bis hinter Sary Tash und suche mir ein paar Kilometer vor der tadschikischen Grenze einen Campingspot, denn in Betten bin ich nun lange genug gelegen und ich suche die Einsamkeit.

Als ich etwas gefunden habe und durchs Gelände ackere erscheinen auf einmal hinter einer Düne 5 Jungs vom Militär. Hier könne ich nicht campen und sie zeigen mir den Grund. Verflixt noch mal, da liegt ne Granate rum und die Jungs warten auf das Räumkommando. Sie sagen mir wo ich unbedenklich campen kann und diesen Rat befolge ich nur zu gerne.

Nun sitzt ich da, hab mir einen Linseneintopf gemacht einen feinen Café getrunken und werde heute mal früh ins Bett gehen, weil sobald die Sonne untergeht wird’s hier auf 3500 MüM doch recht frisch. Morgen gehe ich über die Grenze und schau mal wie weit ich komme. So long and Rock`n Ride.





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