Es gibt Moskau & Russland

Wir waren in Russland, Moskau kommt ein anderes Mal dran

15.06.19

Beim Aufstehen bin ich etwas zerknittert und fühle mich als ob mich ein Zug überfahren hätte. Na dann auf zur Grenze. Die Fahrt dort hin war relativ einfach, die Einreise nach Russland allerdings eine Geduldsprobe. Ewiges Warten bis man mal zum ersten Schlagbaum kommt, mit hunderten von ungeduldigen Russen die entweder über Leichen gehen oder zur Not auch kleine Motorradfahrer fressen würden um schneller voran zu kommen. Dabei sitzen die alle in ihren klimatisierten dicken Karren und wir in der prallen Sonne auf unseren Töffs.

Endlich sind wir an der Reihe, was allerdings heute heisst, erster Check Point, Fahrzeugnummer aufschreiben, man bekommt einen Zettel, Check Point 2 wieder Anstehen wobei es mir fast die Blase zerreißt, denn von der Hitze trinke ich literweise Wasser und das verdunstet doch nicht so schnell wie ich dachte.

Ausreise von der Ukraine, na was will denn der Zöllner von mir….richtisch….Bagschisch, sie nennen es Souvenir. Ich gebe im 200 Leu in Münzen, was so viel ist wie ungefähr 10 Rappen, er ist nicht glücklich. Bei Felix hat er mehr Glück da bekommt er 50 Cent, ja Euro sind ja viel besser.

100 Meter weiter Russische Grenze mit wieder Ansehen in der prallen Sonne. Mir wird’s so langsam zu heiss und fahre an den Autos vorbei und halte direkt vor dem Zollhäuschen wo sie etwas erschrocken schauen aber nicht grossartig reagieren. Nur die Russen fangen an zu diskutieren warum ich mich vordrängle. Nach einigen Erklärungsversuchen zum Thema Du Klima Auto - ich schwitzen bis kaputt, gebe ich auf und fange an die Papiere auszufüllen die sie wollen.

Passkontrolle, Fahrzeugkontrolle und dann umschreiben der Fahrzeugpapiere. Da Felix missverständlicher Weise nach der Fahrzeugkontrolle schon durch die Grenze gefahren ist kommt eine etwas hecktische Stimmung auf. Alle reden auf mich ein, ich müsse anrufen und ihn zurückholen, doch bei mir ist bereits der Standby Modus eingeschaltet. Ich nix verstehen !!!

Da ich nicht nachkomme dreht Felix allerdings um und kommt zurück, was zur Folge hat das wir an allen vorbei dürfen und mit etwas Schmiergeld die Dokumente innert 30 Minuten haben. Ha, das war ja ein Klacks nur 4 Stunden für die Grenze, ich fühle mich als wäre ich einen Tag in der schwedischen Sauna eingesperrt gewesen. Uns wurde zwar immer wieder ans Herz gelegt dass wir gleich an der Grenze die Versicherung fürs Motorrad abschliessen sollen aber ich brauche Fahrtwind, also scheiss drauf, let`s go.

Wir fahren eine Weile von der Grenze weg und suchen uns eine Unterkunft, laut Navi stehen wir direkt davor jedoch verkaufen die Pirelli Reifen. Ich geh mal fragen den Felix ist recht am Anschlag und hat keinen Bock mehr. In der Tat, das ist ein Hotel, im ersten Stock.

Da Felix die Übersetzer App hat und ich nicht weiterkomme muss er doch noch mal ran. Mir wird inzwischen erklärt wo wir die Mopeds abstellen können, in der Garage die direkt dahinter liegt mit eigenem Eingang und schön bewacht. Na die Russen haben aber auch vor allem Angst. Das einchecken erweist sich als etwas kompliziert aber wir haben ein Zimmer.

Ein wunderschönes Zimmer mit saubere und vor allem funktionierender Dusche für wenig Geld. Nur die Lobby und der Gang zum Zimmer ist äußerst Skurril. Na egal, andere Länder andere Sitten.

Duschen, Chillen, Plaudern, doch plötzlich lautes Gestöhne vom Nachbarzimmer das einfach nicht aufhören will, wir zeihen in die Lobby um und schrieben dort am Blog.

Das Bumspärchen geht wieder und siehe da, neue kommen - endlich fällt der Groschen bei uns, wir sind in einem Stunde Hotel gelandet, was wiederum die verstöre Rezeptionistin erklärt. Die konnte am Anfang nicht versteht das zwei Typen für die ganze Nacht ein Zimmer wollen, was haben wir gelacht.

16.06.19

Neuer Tag neues Glück. Wir ziehen weiter Richtung Belgorod - Dirty Old Town.

Wow, das was wir gesehen haben von dieser Stadt, kann man wirklich als: The wrong Side of Town bezeichnen. Wir waren in einem Töffladen weil ich seit Rumänien immer noch einen Spiegel suche doch leider keiner der mir passt. Dafür treffe ich einen Priester der gerade eine neue Nummernschildhalterung für seine Crossmaschine kauft. Er spricht ein bisschen Deutsch und wir halten ein Schwätzchen. Nun kenn ich zwei Priester die Cross fahren. Don Camillo und wie soll es auch anderst sein, Igor.

Wir finden eine Herberge und nehmen ein 4 Bettzimmer das wir zum Glück mit niemandem Teile müssen, denn dort finden wir Leute vor die alle Klischees der Russen vertreten. Laut, betrunken und aufdringlich. Ok eine Nacht halte wir das aus, wir verkriechen uns aufs Zimmer und chillen.

17.06.19

Aufbruch 8 Uhr, ja keinen von den Russen wecken. Wir suchen in einem anderen Teil der Stadt ein Frühstückscafè und ein Versicherungsbüro. Nach zwei Stunden ist alles erledigt wir könne los und uns kann keiner mehr ans Bein pinkeln.

Wir machen gut Kilometer und die Landschaft wird auch etwas freundlicher. Gegen Spätnachmittag machen wir halt an einem Supermarkt und ich gehe schnell noch was shoppen damit wir wieder campen können. Auf der Fahrt habe ich mir schon mal einen Mitfahrer gewünscht der sich in Russland auskennt und uns vielleicht ein paar schöne Dinge zeigen könnte doch bis jetzt Fehlanzeige.

Bis ich aus dem Supermarkt komme steht allerdings ein weiteres Motorrad, das ganz nach Reisen aussieht neben unseren und Felix spricht mit dem Fahrer. Oh liebes Universum du hast mich erhört.

Alex heisst der gute Mann, der nur 60 Km von unserem momentanen Standpunkt wohnt und uns spontan zu sich nach Hause einlädt. Was für ein Kerl, recht gross, gut beleibt und auf den ersten Eindruck das Gemüt von Baloo dem Bären.

Alex the Iron Butt, 3 x 2000 Kilometer in 24 Student mit dem Motorrad. Uff das ist eine Hausnummer.

Bei ihm zu Hause begrüsst uns ein weisser Pyrenäen Hund der zufällig Baloo heisst, was für ein Zufall, nicht? Wir verbringen einen wundervollen Abend im Freien mit ihm, seiner Familie und seinem Bruder Sergij, mit dem er die meisten Motorradtouren fährt. Alex kocht für uns und ich unterhalte sie mit der Gitarre. Nach dem Essen gibt’s noch ein Rundfahrt durch die Stadt mit dem Auto und Alex erklärt uns alles. Er ist der CEO der lokalen Agraruniversität und kommt nächstes Jahr nach Baden Württemberg. Ich habe im versprochen, dass wir uns dann treffen.

Alex the Iron Butt, a Man with such a big heart, thank you so much for everything !

18.06.19

6.30 Uhr Wake up und Alex hat schon das Frühstück fertig, was für ein cooler Typ Essen natürlich wieder im freien, ist ja auch schon wieder sehr warm. Er besteht darauf uns bis zum Stadtrand zu begleiten, natürlich mit dem Motorrad. Ich frage ihn ob er nicht zum Arbeiten muss, doch sagt er, aber Brotherhood geht vor. Was für ein herzlicher und grosszügiger Mensch, er gibt uns noch Tips mit auf den Weg, Umarmt uns zwei mal und wir ziehen davon.

Unterwegs biegt ungefahr einen halben Kilometer vor uns plötzlich ein Motorrad auf unsere Strasse ein und rauscht davon. Der Kulisse nach auch ein reisender, aber warum hält der nicht an für ein Schwätzchen? Na vielleicht will der auch so schnell wie wir wieder aus Russland raus, Ha Ha.

Nach einer Weile sehe ich ihn abseits der Strasse, allerdings steht er und seine Maschine liegt am Boden. Ich kehre um und fahre zu ihm, Felix folgt mir.

Ein junger Russe der bei einem kleinen Wendemanöver die Kiste in den Sand gesetzt hat. Mit vereinten Kräften bringen wir seine nagelneue Honda Africa Twin wieder auf die Räder. Nix passiert nur die 30 Eier die er von seiner Oma mitbekommen hat habens nicht überlebt. Ein sogenanntes Eiermasaker.

Die Landschaft wir immer weiter und das Auge kann es fast nicht mehr erfassen.

Nach 320 Km bleibt meine Yami einfach stehen - ha zu spät auf Reserve umgeschaltet, alles gut, Hebel rauf, Starter gedrückt und das inzwischen wohlvertraute Klopfen ist wieder da.

Keine Lust mehr auf fahren, es wird Zeit einen Platz zum Camping zu suchen, der sich dann auch schnell findet mit wunderschönem Blick auf die Wolga.

Zelte aufbauen, Kochen und Chillen, das ist ein schönes Leben.



Diese Webseite verwendet Cookies. Hier kannst du auswählen, welche Cookies du zulassen willst und deine Auswahl jederzeit ändern. Klickst du auf 'Zustimmen', stimmst du der Verwendung von Cookies zu.

Mehr erfahren